Definition Mental Load

 

Hinter dem Konzept Mental Load steht die mentale Last, an alle (täglichen) To-dos zu denken, die Care-Arbeit und Alltags- bzw. Familien-Organisation betreffen. Arzttermine ausmachen, Brot einkaufen, an den Geburtstag denken - das alles kommt zu Haushalt, Kinder- oder Angehörigenbetreuung und Beziehungspflege noch dazu. Mental Load kann auch im beruflichen Umfeld entstehen, wenn Care-Arbeit oder emotionale Arbeit von den Berufstätigen erwartet wird.

 

Unbewusste Vorurteile, sogenannte „Unconscious Bias", sorgen dafür, dass Frauen als Ansprechpartnerinnen gelten, wenn es um fürsorgliche Tätigkeiten im privaten und beruflichen Umfeld geht. Um den Erwartungen zu entsprechen, nicht als „Rabenmutter“ zu gelten oder unsympathisch zu erscheinen, übernehmen sie eine Vielzahl an Aufgaben und fühlen sich dadurch nicht selten unter Druck gesetzt. Dieser Druck äußert sich in langen To-do-Listen und Chaos im Kopf. Auch Männer sind konfrontiert mit stereotypen Vorbildern. Stark sein, nicht über Gefühle sprechen und die finanzielle Verantwortung tragen - dieses Schubladendenken belastet. Außerdem wird Männern Sorgearbeit weniger zugetraut bzw. zugemutet. Das verhindert, dass sie sich Zeit für die Familie nehmen können und eine Ambition entwickeln, Familienorganisation zu übernehmen. Mental Load ist deshalb auch der Auslöser für Konflikte in der Partnerschaft rund um die Frage: "Hättest du doch etwas gesagt. dann hätte ich dir geholfen."

 

Gefühlsarbeit: Bezeichnet die Differenz zwischen tatsächlich gefühlten Emotionen und den Emotionen, die vorgeschrieben sind, sowie die Regulierung ungewünschter Emotionen. Das kann belastend sein, da dabei Arbeit aufgewendet wird und wahre Gefühle zurücktreten müssen. Die bewusste und gewünschte Manipulation der eigenen Gefühle betrifft im beruflichen Bereich vor allem Dienstleistungsberufe wie Flugbegleiter*innen oder Kellner*innen. Die eigenen Gefühle zugunsten anderer zu regulieren ist aber auch Aufgabe von Eltern gegenüber ihren Kindern und spielt darüber hinaus in jeder zwischenmenschlichen Beziehung eine Rolle. Es wird dann zur Arbeit, wenn die Gefühlsregulierung anstrengend oder belastend ist.

 

Care-Arbeit: Umfasst die unbezahlte Hausarbeit und die Pflege von Kindern oder Verwandten und das Kümmern um diese (alternativ Reproduktionsarbeit, Fürsorge oder Sorgetätigkeit genannt). Auch Pflegeberufe und Kinderbetreuung fallen unter diesen Begriff. Beinhaltet auch die Beziehungspflege, also den Kontakt zu Verwandten und Freunden sowie die Elfenarbeit. Diese wird betrieben, um Kindern, Freunden oder Verwandten an Weihnachten, Ostern oder an Geburtstagen eine Freude zu machen oder sich bei Erzieher*innen oder Fußballtrainer*innen zu bedanken und deren Arbeit wertzuschätzen.

 

Care- und Gefühlsarbeit halten unsere Gesellschaft zusammen. Das trifft auch auf die Arbeit von Menschen zu, die ihre Kinder oder Angehörigen betreuen. Oft sind es Frauen, die sich um pflegebedürftige Verwandte kümmern, und es sind meist Mütter, die zuhause bei den Kindern bleiben. Sie tragen die Verantwortung für die Familie und damit oft die mentale Last, die schwer auf ihren Schultern liegt. Der Grund dafür sind stereotype Rollenbilder und kulturelle Geschlechternormen, die in unserer Gesellschaft seit hunderten Jahren bestehen und gesellschaftlichen Druck auf Frauen ausüben. Ein Mutter-Mythos, der Frauen zuschreibt, sich besser sorgen und kümmern zu können, trägt dazu bei, dass Mütter mental belastet sind. Außrdem macht es die „innere Besorgtheits- und Organisationsplackerei“ (Gemma Hartley) Frauen schwer, sich ihrem Beruf und ihrer Karriere zu widmen oder sich in Politik und Wirtschaft zu engagieren und ihnen damit eine lautere Stimme zu verleihen. Eine Studie von Boston Consulting bestätigt, dass Mental Load Frauen dabei im Weg steht, beruflich durchzustarten. Frauen schrecken aus diesem Grund oft vor anspruchsvollen Positionen zurück, weil sie die Doppelbelastung aus Beruf und Außerberuflichem überlastet, heißt es in einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung.

 

Die mentale Last, die Gefühlsarbeit und Familienorganisation auslösen, liegt noch immer in den Händen vieler Frauen. Das führt zu Überlastung und Ungleichberechtigung. Wie können sie Verantwortung aufteilen, das Abgeben lernen, Vätern eine stärkere Teilhabe am Familienleben gewähren und sich damit entlasten? Ich beschäftige mich mit dem Thema und finde Lösungen im Familienalltag.