Hinter dem Konzept Mental Load steht die mentale Last oder Belastung, an alle Familienangelegenheiten zu denken, die Care-Arbeit und Familien-Organisation betreffen. Jede einzelne Aufgabe ist nicht der Rede wert, aber in der Masse wird all das zu einer großen mentalen Belastung.
Gefühlsarbeit: Bezeichnet die Differenz zwischen tatsächlich gefühlten Emotionen und den Emotionen, die vorgeschrieben sind, und die Regulierung ungewünschter Emotionen. Das kann belastend sein, da Arbeit aufgewendet werden muss und wahre Gefühle zurücktreten müssen. Die bewusste und gewünschte Manipulation der eigenen Gefühle betrifft im beruflichen Bereich vor allem Dienstleistungsberufe wie Flugbegleiter*innen oder Kellner*innen. Die eigenen Gefühle zugunsten anderer zu regulieren ist aber auch Aufgabe von Eltern gegenüber ihren Kindern und spielt in jeder zwischenmenschlichen Beziehung eine Rolle. Es wird dann zur Arbeit, wenn die Gefühlsregulierung anstrengend oder belastend ist.
Care-Arbeit: Umfasst die unbezahlte Hausarbeit und die Pflege von Kindern oder Verwandten und das Kümmern um diese (alternativ Reproduktionsarbeit, Fürsorge oder Sorgetätigkeit genannt). Auch Pflegeberufe und Kinderbetreuung fallen unter diesen Begriff. Beinhaltet auch die Beziehungspflege, also den Kontakt zu Verwandten und Freunden sowie die Elfenarbeit. Diese wird betrieben, um Kindern, Freunden oder Verwandten an Weihnachten, Ostern oder an Geburtstagen eine Freude zu machen oder sich bei Erzieher*innen oder Fußballtrainer*innen zu bedanken und deren Arbeit wertzuschätzen.
Care- und Gefühlsarbeit halten unsere Gesellschaft zusammen. Das trifft auch auf die Arbeit von Menschen zu, die ihre Kinder oder Angehörigen
betreuen. Oft sind es Frauen, die sich um pflegebedürftige Verwandte kümmern, und es sind meist Mütter, die zuhause bei den Kindern bleiben. Sie tragen die Verantwortung für die Familie und damit
oft die mentale Last, die schwer auf ihren Schultern liegt. Der Grund dafür sind stereotype Rollenbilder und kulturelle Geschlechternormen, die in unserer Gesellschaft seit hunderten Jahren
bestehen und gesellschaftlichen Druck auf Frauen ausüben. Ein Mutter-Mythos, der Frauen zuschreibt, sich besser sorgen und kümmern zu können, trägt dazu bei, dass Mütter mental belastet sind.
Außrdem macht es die „innere Besorgtheits- und Organisationsplackerei“ (Gemma Hartley) Frauen schwer, sich ihrem Beruf und ihrer Karriere zu widmen oder sich in Politik und Wirtschaft zu
engagieren und ihnen damit eine lautere Stimme zu verleihen. Eine Studie von Boston Consulting bestätigt, dass Mental Load Frauen dabei im Weg steht, beruflich
durchzustarten. Frauen schrecken aus diesem Grund oft vor anspruchsvollen Positionen zurück, weil sie die Doppelbelastung aus Beruf und Außerberuflichem überlastet, heißt es in einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung.
Die mentale Last, die Gefühlsarbeit und Familienorganisation auslösen, liegt noch immer
in den Händen vieler Frauen. Das führt zu Überlastung und Ungleichberechtigung. Wie können sieVerantwortung aufteilen, das Abgeben lernen, Vätern eine stärkere Teilhabe am Familienleben gewähren
und sich damit entlasten? Ich beschäftige mich mit dem Thema und finde Lösungen im Familienalltag.
Diskussionsrunde: "Zwischen Home Office und Home Schooling: Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Zeiten von Corona"
Vor allem berufstätige Eltern schulpflichtiger Kinder stehen seit der weitgehenden Schließung von Schulen in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie vor der Herausforderung, die vielfältigen Anforderungen von Familie und Beruf unter schwierigen Bedingungen miteinander zu vereinbaren. In beinahe allen Haushalten werden Aufgaben und Rollen neu verteilt - ein oftmals mühsamer Prozess, bei dem viele Menschen besorgt sind angesichts des Szenarios eines emanzipatorischen Rückschritts zu überholt geglaubten Rollenbildern zwischen Mann und Frau, zwischen Vätern und Müttern.