Volle Konzentration auf den Job: Warum der Mental Load Frauen Ressourcen raubt und sie dadurch beruflich benachteiligt sind
Diese innere Besorgtheits- und Organisationsplackerei ist womöglich eines der am schwierigsten zu überwindenden Hindernisse für die Gleichberechtigung der Frau am Arbeitsplatz. (Gemma Hartley, Es reicht!)
Dass Mental Load ein Problem für Frauen ist, bestätigte eine Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting. Bei einer Umfrage unter 6.500 Mitarbeiterinnen in 14 Industrieländern, die in einer heterosexuellen Beziehung leben und in der beide Partner arbeiten gingen, wurde gefragt, wieso es vielen Frauen nicht gelinge, einen Führungsposten zu übernehmen. Die Antwort lautete einstimmig, dass es an der Kombination von Berufstätigkeit und dem »Zweitjob« liege – der ununterbrochenen Verantwortung für Haushalt und Familienpflege.[iii]
Frauen neigten dazu, die Hauptverantwortung für diesen »Alltagstrott« zu übernehmen, heißt es in der Studie. Männer dagegen übernehmen eher zeitunkritische Tätigkeiten, die sich nicht so oft wiederholen wie Gartenarbeit oder finanzielle Aufgaben. Dadurch haben sie mehr Zeit für Ruhepausen, Überstunden, Geschäftsreisen oder um einen Netzwerk-Drink mit dem Kollegen zu nehmen.
»Während die meisten Männer bis zu einem gewissen Grad die Hausarbeit erledigen, fällt die psychische Belastung – die Aufgabe der Orchestrierung und des Projektmanagements – immer noch überproportional auf Frauen«.[iv] Selbst wenn Frauen eine Vollzeitstelle und den Willen haben, beruflich vorwärtszukommen, konkurrieren sie in der Wirtschaft mit Männern, die sich ganz auf den Beruf konzentrieren können.
In dem Bestreben, Karriere und Privatleben unter einen Hut zu bekommen, merken viele Frauen, dass sie mental an ihre Grenzen kommen. Es ist leichter, eine Führungsposition zu übernehmen, wenn die Verantwortung für Fürsorge-Arbeit und Haushalt nicht alleine auf dein eigenen Schultern lastet.
Inhalt des Vortrags:
· Wieso stehen Frauen heute besonders unter Druck und fühlen sich für Haushalt und Alltagsorganisation verantwortlich?
· Warum werden Frauen nach der Geburt eines Kindes oft automatisch zur „Projektleiterin Haushaltsführung“?
· Welche beruflichen Folgen hat die mentale Belastung für Frauen?
· Wie können Frauen Care-Arbeit und Familienmanagement sichtbar machen und wie werden in Familien oder Partnerschaften die mentale Last geteilt?
[i]Neue Studie belegt Zusammenhang zwischen Diversität und Geschäftserfolg, https://www.mckinsey.com/de/news/presse/neue-studie-belegt-zusammenhang-zwischen-diversitat-und-geschaftserfolg
[ii]Thomas Barta u.a.: Is there a payoff from topteam diversity?, https://www.mckinsey.com/business-functions/organization/our-insights/is-there-a-payoff-from-top-team-diversity
[iii]Jennifer Garcia-Alonso u.a.: Lightening the Mental Load that holds women back: https://www.bcg.com/publications/2019/lightening-mental-load-holds-women-back.aspx
[iv]https://www.bcg.com/publications/2019/lightening-mental-load-holds-women-back.aspx
Fürsorge hält unsere Familien und unsere Gesellschaft zusammen. Diese wichtige Arbeit führt oft zu einer mentalen Belastung, denn wer sich um Kinder oder zu pflegende Angehörige kümmert, hat selten Feierabend. Im familiären Kontext heißt das, die gesamte Organisation von Haushalt bis Kinderbetreuung im Blick zu haben und endlose To-Do-Listen zu führen. Aber auch im beruflichen Umfeld spielt Fürsorge eine Rolle: Menschen, die in Care-Berufen arbeiten, Assistent*innen-Jobs haben oder zu einer guten Atmosphäre am Arbeitsplatz beitragen - auch sie können mental belastet sein.